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“Samtrot“ Wort und Klang mit Andrea Funk (Sprache) und Uli Lessin (Gong)                 Veranstalter: Stadtverband für Kultur Leonberg

Verse voller Leidenschaft

LEONBERG - Eine sorgsam ausgewählte Folge sinnlicher Poeme rezitierte Andrea Funk am Samstagabend in der Lahrensmühle. Das Programm umfasste Orient und Okzident, beide kamen mit ihren bedeutendsten Dichtern und Mystikern zu Wort.                                             Von Guntram Zürn (Leonberger Kreiszeitung 10.06.2003)

Die poetische Symbiose mit dem Schwerpunkt auf der Liebe tauchte Uli Lessin mit den Klängen seiner asiatischen Gongs in atmosphärische Dichte. Mit beiden Händen strich die Sprecherin sich über Gesicht und Körper, schloss die Augen und begann mit ihrem Vortrag. Sie erzeugte damit eine Rezitationsmaske, die sich nur ab und an durch geringes Neigen des Kopfes oder ihre spärliche Gestik belebte. Diese in sich geschlossene Haltung kontrastierte Andrea Funk mit ihrer keineswegs schwärmerischen, eher flüssig-natürlichen Art, vorzutragen. Sie arbeitete gekonnt mit Zäsuren und Betonungen, und doch lag die eigentliche Kunst in der ruhigen Ausstrahlung dieser Haltung. Sie belebte die Reime, und Uli Lessin unterstützte sie dabei aufs Beste. Er schien mit seinen Filzschlägeln sanft den Klang aus dem Metall seiner neun Gongs zu locken.Das einnehmende Zusammenspiel lebte von den sinnlich-erotischen und leidenschaftlichen Versen.

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Zu Wort kam der bedeutendste Dichter der persischen Mystik, Maulana Dschelaleddin Rumi. Funk zitierte auch Gedichte des 922 in Bagdad für seine Glaubensüberzeugung hingerichteten Mystikers Huasin ibn Mansur al-Halladsch. Den Bogen in die Moderne schlug das Programm mit dem Erneuerer der türkischen Lyrik, Nazim Hikmet. Sein Werk ist vom Expressionismus und Dadaismus beeinflusst, und seine sozialen Dramen sprechen die deutliche Sprache eines Mitglieds der illegalen türkischen KP. Mit den westlichen Mystikern Mechthild von Magdeburg und Johannes vom Kreuz erzeugte das Duo eine eindrucksvolle Symbiose. Dabei waren

die Verse weniger geistlich als vielmehr erotisch: „Mein Liebster fuhr mit der Hand durch den Spalt, und meine Herzgegend bebte ihm entgegen’’, zitierte Andrea Funk aus dem Hohelied Salomos. Der Titel ihres Programms, „Samtrot’’, fing dabei schön einige Facetten des von Wort und Klang erfüllten Abends ein. Samtrot wie die gleichnamige Weinrebe sind die Verse aus „Ich bin die Reb’’ von Rumi: „Dein Gaumen ist wie Wein, der meinem Liebsten weich hinunterströmt.’’ Aus Samt war auch das rote Kleid der Vortragenden, und nicht zuletzt sind auch die Lippen der Küssenden samtrot, etwa in Paul Flemings „Wie er wolle geküsset sein’’...